Handhabung

Einige Tipps zum richtigen Umgang mit Faustfeuerwaffen

Der sicherste Platz einer Faustfeuerwaffe am Schießstand, ist entweder in einem versperrbaren Behältnis oder im Holster des Schützen. Eine Fremde Waffe sollte niemals ohne ausdrücklicher Zustimmung des Besitzers in die Hand genommen werden. Eine geholsterte Schusswaffe sollte immer als schussbereit betrachtet werden (Stichwort „Hot-Range“). Leergeschossene Waffen sollten in der Weise geholstert werden, wie auf dem folgenden Bild gezeigt wird.


Der Schlitten ist geöffnet, das Magazin wurde entnommen.

Waffenhaltung

Um die Faustfeuerwaffe stabil und sicher zu halten, verwenden die meisten Schützen den Beidhandanschlag. Dazu gibt es zwei Grundarten, den sogenannten Weaver-Stance, und den sogenannten Isosceles-Stance sowie deren Variationen. Welcher der beiden nun der „Bessere“ sei, darüber streiten sich viele „Experten“. Fakt ist edoch, dass der Weaver-Stance der statischere, aber stabilere, der Isosceles der flexiblere st. Der Weaver-Stance eignet sich mehr für das statische Präzisionsschießen, der sosceles-Stance hingegen, mehr für dynamische Disziplinen wie z.B. IPSC. Weaver-Stance: In den 1950er Jahren von Sheriff Jack Weaver erdacht und später von Jeff Cooper weiter entwickelt. Die ursprüngliche Variante wird heute nahezu nicht mehr angewandt, Chapman oder Modified-Weaver wird sie nun genannt. Bei dieser Anschlagsart wird die Kurzwaffe so angeschlagen, wie eine Langwaffe. Der Waffenarm ist meist gerade gestreckt, die schwache Hand greift unterstützend und stabilisierend um die Waffenhand und ist dabei, ähnlich einem Langwaffenanschlag, leicht angewinkelt. Die Waffenhand drückt dabei die Waffe noch vorne, während die schwache Hand nach hinten zieht. Der Oberkörper ist dabei leicht seitlich gedreht, die Schulter der Waffenseite leicht nach hinten, die Schulter der unterstützenden Hand leicht nach vorne gerichtet. Das Kinn neigt sich leicht in Richtung der waffenseitigen Schulter.


Original Weaver-Stance links, Chapman oder Modified Weaver rechts

Isosceles-Stance: Isosceles bedeutet gleichschenkelig und bezieht sich auf die Stellung der Arme in Relation zu den Schultern. Denn bei dieser Anschlagsart sind beide Arme gleich ausgestreckt und bilden so mit den Schultern ein gleichschenkeliges Dreieck. Diese Anschlagsart hat sich aus dynamischen Disziplinen entwickelt und außerdem ist es eine Haltung, welche die meisten Menschen bei bewaffneten Konfrontationen, unter Stress, automatisch einnehmen.


Isosceles Stance

Die Waffenhand greift den Waffengriff so, dass der Druck vorne und hinten auf das Griffstück ausgeübt wird. Die zweite Hand umschließt die Waffenhand so, dass sie die Lücke am Waffengriff vollständig ausfüllt.


Die weiß markierte Zone muss mit der zweiten Hand ausgefüllt werden.

Die zweite Hand schließt die Lücke und gibt den Hauptdruck von links und rechts auf das Griffstück ab. Die Druckverteilung sollte ungefähr 60% von der schwachen, 40% von der starken Hand betragen.


Der Daumen der zweiten Hand kann am Schlitten anliegen.

Beide Handgelenke verriegeln, die Waffe sitzt so tief wie möglich in den Händen, um die Laufseelenachse so niedrig wie möglich zu halten. Im Gegensatz zum Weaver-Stance, ist diese Anschlagsart wesentlich schneller und flüssiger einzunehmen, wenn die Waffe vorher schnell gezogen wird. Beide Schultern werden leicht nach vorne gezogen, der Oberkörper lehnt sich etwas nach vorne und der Kopf wird etwas eingezogen. Diese Technik wird bevorzugt im Selbstverteidigungs- Schießen angewendet, da man dabei eine sehr hohe Rückstoßkontrolle bei schnellen Serien hat. Sie bietet auch mehrere Vorteile beim Schießen aus der Bewegung.


Von oben betrachtet

Laden einer Pistole

Beim Laden einer Pistole zeigt der Lauf (wie bei allen anderen Waffen auch) in eine sichere Richtung. Die Pistole wird dabei leicht seitlich abgekippt und das Magazin wird am Magazinschacht angesetzt. Der Zeigefinger weist dabei immer auf die Spitze der ersten Patrone.


Der Zeigefinger weist der Hand die Richtung.

Befindet sich das Magazin in der Führung des Magazinschachtes, wird es mit einem kräftigen Ruck in den Schacht eingeführt, bis es deutlich hör- und spürbar einrastet. Immer wieder kommt es vor, dass Magazine mit dem Daumen in die Waffe geschoben werden oder zu zaghaft vorgegangen wird, aus Angst, man könnte etwas an der Waffe kaputt machen. Keine Sorge, wie bereits erwähnt, Waffen sind sehr robuste Gegenstände, sie tun sich nicht weh und sind dafür gebaut, große Materialbelastungen auszuhalten.


Das Magazin wird mit einem kräftigen Ruck in den Schacht geschoben…


…bis es hör- und spürbar einrastet

Danach wird der Schlitten kräftig bis zum Anschlag zurückgezogen und dort einfach losgelassen, egal ob er vorher geöffnet oder geschlossen war. Wer einen bereits geöffneten, verriegelten Schlitten mit Hilfe des Schlittenfanghebels schließt, sollte über die Bedeutung des Wortes „Schlitten-FANG-Hebel“ noch mal kurz nachdenken. Es gibt einige Pistolenmodelle die dafür ausgelegt sind (SIG 22X, z.B.), aber der Großteil der Pistolen ist von Hand zu schließen. Im Wettkampf, bei dynamischen Disziplinen, mag es einen Zeitvorteil darstellen, den Schlitten mittels des Hebels zu schließen, aber sonst nirgends. Es kann nämlich durchaus vorkommen, dass die erste Patrone aus dem Magazin nicht ordentlich zugeführt wird oder der Schlitten nicht vollständig schließt. Mit der Repetierbewegung simuliert man jedoch das, was die Waffe beim Schießen auch macht.


Der Schlitten wird ganz zurückgezogen…


…und losgelassen.

Laden eines Revolvers

Bei Revolvern erfolgt das Laden einfach durch ausklappen der Trommel und anschließendem Befüllen, ebendieser. Das Nachladen funktioniert etwas umständlicher als bei Pistolen und dauert in der Regel auch etwas länger. Geübte Wettkampfschützen (z.B. IPSC) können aber einen Revolver mittels Speedloader nahezu genauso schnell nachladen, wie andere Schützen eine Pistole nachladen. Auch hier wird die Mündung in eine sichere Richtung gehalten. Der Abzugsfinger ist gerade und der Daumen der Schusshand entriegelt die Trommel. Die schwache Hand greift von unten an die gegenüberliegende Trommelseite und drückt diese mit Mittel- und Ringfinger aus dem Rahmen.


Die schwache Hand greift von unten an die Trommel…


…und schwenkt sie aus.

Danach übernimmt die schwache Hand die Waffe und dreht sie kopfüber, sodass der Lauf nach oben zeigt. Aus dieser Position fallen die leeren Hülsen oft schon von selbst aus der Waffe.

Da leere Hülsen aber meistens etwas festsitzen, sollte zum gänzlichen Entleeren der Trommel der Ausstoßer benutzt werden. Dazu wird die Stange einfach mit der flachen Hand nach unten gedrückt. Jetzt fallen auch festsitzende Hülsen aus der Trommel.


Der Ausstoßer wird komplett reingedrückt.

Nun wird die Waffe wieder umgedreht, sodass der Lauf wieder zu Boden weist und die Trommel kann befüllt werden. Entweder wird dazu ein Speedloader benutzt, oder es wird von Hand geladen. Anwendung des Speedloaders. Ein typischer Speedloader Danach wird die Trommel mit dem Daumen der schwachen Hand geschlossen, die Waffe ist wieder feuerbereit.

Fehlerbehebung

Manchmal kommt es vor, dass Schusswaffen nicht so funktionieren, wie der Schütze es gerne hätte. Das kann vielerlei Ursachen haben und reicht von fehlerhafter Munition, schlechter Pflege, bis zu einem echten Defekt an der Waffe. Meistens sind es aber recht einfach zu behebende Störungen, auf deren Behebung man unterschiedlich reagieren kann. FAILURE to FIRE (FtF) z.B. heißt einfach, dass die Waffe nicht feuert. Ursache ist meistens eine fehlerhafte Patrone, deren Zündhütchen defekt ist oder das Zündhütchen wurde mit zu viel Versiegelungslack bedacht. Manchmal kann auch ein hoher Verschmutzungsgrad im Zündstiftkanal den Zündstift derart bremsen, dass dieser nicht mehr über ausreichend Kraft verfügt, das Zündhütchen zuverlässig zu zünden. Um diesen Fehler schnell und zuverlässig zu beseitigen, gibt es eine sehr simple aber wirkungsvolle Technik. Sie nennt sich: TAP – RACK – BANG was frei übersetzt bedeutet: TAP: Schlag auf den Magazinboden (denn manchmal sitzen Magazine nicht einwandfrei in der Waffe, oder der Schütze ist unabsichtlich am Magazinhalteknopf angekommen) um zu gewährleisten, dass das Magazin ordentlich sitzt. RACK: Den Schlitten bis zum Anschlag zurückreißen (damit wird die scheinbar defekte Patrone ausgeworfen) und loslassen. BANG: Weiterschießen. Bei sämtlichen Manipulationen wird der Lauf in eine sichere Richtung (Kugelfang) gehalten und der Finger ist vom Abzug weg. Diese Fehlerbehebung sollte ausreichend geübt werden, besonders von behördlichen Waffenträgern. Denn in einer bewaffneten Konfrontation ist nichts gefährlicher, als eine Waffe, die nicht schießt. Dies lässt sich sehr einfach simulieren, indem man Pufferpatronen wahllos zwischen scharfe Patronen ins Magazin lädt. Beim Revolver wird einfach noch mal abgedrückt, die defekte Patrone wird weitertransportiert, die nächste kommt vor den Lauf. Die nächste Störung taucht wesentlich öfter auf. Sie heißt „STOVE PIPE“, was übersetzt „Ofenrohr“ bedeutet. Dabei verfängt sich eine leere Hülse im Auswurffenster der Pistole.


Typische Stove-pipe (sieht aus wie ein Ofenrohr, das aus der Waffe ragt, daher der Name)

Die Ursachen für Stove-pipes sind meistens zu starke Rückholfedern, gepaart mit zu schwachem Halten der Waffe, bzw. nicht verriegelten Handgelenken (sog. Limp wrist). Es kann auch fehlerhafte Munition daran schuld sein, das ist aber eher selten. Noch seltener sind echte Waffendefekte oder extrem hoher Verschmutzungsgrad der Waffe. Tritt diese Störung öfter und mit verschiedenen Munitionsmarken auf, sollte man die Waffe probeweise von einem erfahrenen Schützen schießen lassen. Tritt das Problem bei ihm nicht auf, ist meistens die eigene Art die Waffe zu halten schuld daran. Tritt die Störung auch bei anderen Schützen auf, ist meistens die Munition schuld oder die Waffe weist einen Defekt auf. Munition wechseln oder Waffe zum Büchsenmacher bringen, ist die Lösung. Beseitigen lässt sich diese Störung jedoch sehr einfach und zwar mit zwei ähnlichen Methoden. Wie immer, wird die Waffe bei allen Manipulationen so gehalten, dass die Mündung in eine sichere Richtung weist und der Abzugsfinger vom Abzug weg ist. Die Waffe wird dazu zum Körper genommen und seitlich abgekippt, damit die verklemmte Hülse frei aus dem Auswurffenster fallen kann. Hält man die Waffe aufrecht, besteht die Gefahr, dass die Hülse ins nun offenen Auswurffenster fällt und dort dann alles blockiert. Die schwache Hand greift nun über den Schlitten hinter dem Auswurffenster und zieht diesen mit Kraft nach hinten bis zum Anschlag. Danach wird der Schlitten einfach wieder losgelassen, die Waffe ist nun wieder feuerbereit.


Waffe eng am Körper (abstützende Wirkung) und abgekippt.

Bei der alternativen Beseitigung dieser Störung, wird die Waffe ebenfalls zum Körper genommen, jedoch greift die schwache Hand diesmal VOR dem Auswurffenster über den Schlitten. Der Schlitten wird bis ganz hinten gezogen, dabei gleitet die Hand über das Auswurffenster und nimmt die verklemmte Hülse mit. Beim Loslassen fährt der Schlitten wieder zu und die leere Hülse fällt zu Boden. Achtung! Bei dieser Methode besteht je nach Waffentyp Verletzungsgefahr, da man sich am Hülsenmund aufkratzen kann.


Die Hand streift die verklemmte Hülse ab.


Die Hülse wird von der Hand mitgenommen und anschließend fallen gelassen.

Wie man es z.B. nicht machen sollte:


Die Hand rutscht ab, der Finger befindet sich am Abzug!!!

Die nächste Störung nennt sich DOUBLE-FEED. Frei übersetzt heißt das doppelt gefüttert und bezeichnet eine Störung, bei der eine Hülse nicht ausgezogen, jedoch die nächste Patrone bereits zugeführt wird. Dabei verklemmt sich die neu zugeführte Patrone zwischen dem Stoßboden des Schlittens und der nicht ausgezogenen Hülse, welche noch im Patronenlager steckt.


Die blockierte Patrone und die nicht ausgezogene Hülse.

Verursacht wird diese Störung meist durch mangelhafte Waffenpflege, sowie durch einen defekten Auszieher. Diese Störung wird von den meisten Schützen als eine, der am kompliziertest zu lösenden empfunden, da sie scheinbar alles an der Waffe blockiert. Unter Wettkampfstress (aber auch unter Einsatzstress in lebensbedrohenden Situationen) ist die Beseitigung dieser Störung plötzlich so kompliziert, wie eine Gehirnoperation… so erscheint es zumindest dem nicht ausreichend trainierten Schützen. Dabei ist die Lösung denkbar einfach. Die Mündung weist wie immer in eine sichere Richtung, die schwache Hand greift über den Schlitten hinter dem Auswurffenster. Gleichzeitig wird der Magazinhalteknopf gedrückt und der Schlitten wird ruckartig hin und her bewegt, bis das Magazin von alleine aus dem Schacht fällt und die Hülse im Patronenlager ausgezogen wurde. Danach wird einfach ein neues Magazin eingesetzt, der Schlitten wird noch einmal repetiert und die Waffe ist wieder feuerbereit.


Während das Magazin ausgeworfen wird, wird der Schlitten mehrmals hin und her bewegt.

Und nicht vergessen: Alle Manipulationen an der Waffe erfolgen so, dass die Mündung in eine sichere Richtung weist und der Abzugsfinger befindet sich NICHT AM ABZUG!!!

Keep it save and shoot straight.